Nach vier Morgen-Andachten mit der Dame aus Hamburg bin ich doch schwer der Meinung, dass man diese vielleicht auf 4:45 Uhr verlegen sollte. Da preiste sie heute morgen einen Vater, der sich gegen die Amputation des Beines aufgrund von Oberschenkel-Knochenkrebs seiner Tochter entschieden hatte, dafür aber Metastasen in der Lunge in Kauf nahm.

Die Tochter überlebte das. Sie hat jetzt eine groß Narbe auf der Brust, aber zwei Beine. Ich kann mich gut erinnern, dass es Leute gab, die Tumore wachsen ließen, denn Gott wüßte schon, was er zu tun hat. Oder die Krebs mit

Wattebäuschchen

Vitamintabletten bekämpften, und sich wunderten, dass der Sohn elendlich verreckte. Da gab es kein Wunder.

Diese biblische Figur, die da heute morgen zum Vergleich herangezogen wurde, handelte, mit Verlaub, auch nach der Schilderung der Pastorin ganz anders, als dies der Vater der Knochenkrebs-Patientin tat. Mir ist die Woche über aber aufgefallen, dass bei diesen Morgen-Andachten sehr gewagte Vergleiche gezogen werden, zumindest von der Hamburgerin, und ich rege mich schon die ganze Woche über die Dame auf. Ihre Andachten erinnern einen wirklich an das »Leben des Brian«. (»Ein Zeichen! Er gab uns ein Zeichen!«)

Der Was-auch-immer-Rat aus Magdeburg, der aus seiner seelsorgerischen Praxis berichtete und darüber, wie man Gläubige gewinnt, war dagegen Gold wert. Jetzt, wo er nicht mehr spricht, sehne ich mich nach ihm zurück. (»Komm wieder!«)

Am Liebsten wäre mir aber die Verlegung. Sollen sie im DLF um 6:35 Uhr Gedichte vorlesen. Ja, Gedichte!

(Übrigens: Eine Empfehlung, einen anderen Radiosender zu wählen, verfehlt das Ziel. Ich würde mich definitiv verschlechtern.)