Wenn man von Bahnerlebnissen spricht, werden gern die liebenswerten Mitreisenden vergessen, die einem das Leben vergählen können. Ich habe den dringenden Eindruck, dass ich von rücksichtslosen Menschen umgeben bin. Wie ich zu der Auffassung komme? Dafür kann ich zwei sehr anschauliche Beispiele geben, die mir diese Woche widerfuhren.

Vorletzte Woche hatten wir Valentinstag. Wie es sich für einen liebenden Ehemann gehört, habe ich meinem Schatz ein Geschenk besorgt. Da ich es komplikationslos liebe, habe ich mich auf ein parfümähnliches Geschenk zurückgezogen. Bei solch Gelegenheit wird man von den Parfümhändlern auch gern beschenkt. Ich steckte es, so bin ich halt, achtlos in meine Jackentasche. Da sollte es verbleiben. Bis es am Montag meine Aufmerksamkeit erlangte.

Auf dem Weg nach Frankfurt. Ich saß arglos im Zug und ärgerte mich über meine Mitmenschen, warum später mehr. Plötzlich erfasste mich ein Schwall von Düften, die mich schwer beeindruckten. Weniger wegen ihres Wohlgeruchs und damit verbundener Freude meinerseits. Vielmehr war es die Intensität, die mich gefangen nahm. Wow, dachte ich, da hat sich aber jemand ordentlich eingedieselt. So muss man es sage: Diesel. Nicht gerade ein Geruch, von dem man mehr als eine Nase ziehen möchte, außer vielleicht in der seltenen Verlegenheit, dass der Tank leer ist. Solch eine Geruchsinvasion kommt schon mal vor, legt sich aber mit der Zeit. Diese Attacke kam hinter Hamburg (sagen wir mal vor Lüneburg). Als sie in Ülzen mich immer noch umnebelte, kam mir ein Gedanke: Hektisch fing ich an, meine Jackentaschen zu durchforsten. Es wäre ja total peinlich, wenn es der … ja, Sie wissen schon! In meiner Jackentasche war nichts zu finden. Ich ging in die Hocke, schaute, ob das Pröbchen heruntergefallen war, das mir die nette Douglas-Dame persönlich eingefüllt hatte, aber auch da nichts. Kein Fleck im ICE, der vor sich hinduftete. Weiter die Taschen durchsucht. Ahh, da war es! Ich hatte es gefunden. Geschlossen und nach einer kurzen Geruchsprobe eindeutig nicht von der Qualität, wie der Duft, der mir bis Kassel erhalten bleiben sollte. Es nahm mir einfach den Atem, zum einen dieser Duft und zum anderen die Unverschämtheit der Dame, ihre Umgebung damit zu belästigen.

Diese Art der Belästigung ist eine Ausnahme. Schlimmer sind ja die Handy-Telefonierer. Nun mag man einwenden, dass man mit dem Übel leben muss. Dem kann ich nur entgegnen: Tue ich, aber nicht im Ruhewagen. Das sind nämlich die Waggons, in denen extra Flüstersymbole angebracht worden sind und ich wähle diese mit Absicht. Wenn in dem Wagen Kindern sind, die rumlärmen, sei’s drum. Es sind halt Kinder. Aber wenn erwachsene Leute sich einfach hinstellen und laut telefonieren, und ja!, Handy-Telefonierer sind immer laut. Ich bin es auch, aber wenn ich im Zug telefoniere, gehe ich in den Gang, und belästige nicht meine Mitfahrenden mit meinen Terminschwierigkeiten oder Liebesnöten (die ich ja auch nicht habe). Ganz schön allergisch reagiere ich, wenn mir so einer direkt gegenübersitzt und das auch noch in den frühen Morgenstunden.

Die Bahn ist nicht perfekt. Meine Mitreisenden aber auch nicht. Über Letztere ärgere ich mich aber weit häufiger.