»Was würdest Du davon halten, wenn ich Dich Weibchen nennen würde?«
»Schnuckel ist mir lieber.«
»Ja, aber was ist…«
»… bleib bei Schnuckel!«
»Gut, aber was ist, wenn Du jetzt zehn Jahre jünger, ich nicht hier und ein wunderbarer Mann dich Weibchen nennen würde?«
»Ich fänd’s nicht so toll.«
Hat ein Weilchen gedauert, aber ich hab’s dann doch noch herausbekommen. Meine Frau mag das Wort »Weibchen« nicht so sehr. Nicht, dass es mich sehr gewundert hätte. Denn verwundert hat mich etwas ganz Anderes: Laut Wikipedia ist »Weibchen« durchaus als Kosename gemeint.

Das hat mich fast von den Socken gehauen. Mich erinnert das Wort an eine läufige Hündin, und zwar im anstrengensten Sinne. Denn mit einer läufigen Hündin spazieren zu gehen ist schon ziemlich anstrengend. Das Verhalten des Weibchens, so aufreizend es auf Rüden wirken mag, geht ja noch, es sind die Rüden, sprich die Männchen (laut Wikipedia auf keinen Fall ein Kosename) sind ziemlich hartnäckig und wirken auf den Hundebesitzer alles andere als charmant. Zumindest dann nicht, wenn man das Weibchen nicht decken lassen will.

Nun könnte die Frage aufkommen: Was um aller Welt interessiert denn dieses Männchen an dem Begriff »Weibchen« so sehr, dass er es in der Wikipedia nachschlägt.

Er gerät zufällig in die Gesellschaft des ausgekochten Weibchens Nina Graf.

Ein Simenon-Thema an sich, denn das erste Mal stolperte ich in »Im Falle eines Unfalls« über diesen Begriff und dachte mir gleich, dies klingt gar nicht nach einem Kompliment. Als ich jetzt in einem Filmprogramm aus den Sechzigern diesen den Begriff nochmals las, war ich doch einigermaßen erstaunt. Nicht, dass die Übersetzer einen Begriff einfach aus dem Französischen übersetzt haben (was ich nochmal überprüfen muss), offenbar hat man zumindest in den Sechzigern diesen Begriff für einen bestimmten Typ von Frau benutzt.

Allerdings habe ich leichte Zweifel, ob ich es angesichts des obengenannten Zitats als Kosename durchgehen lassen würde.