Das Restaurant am gestrigen Abend hatte seine Stärken: Der Koch kannte Gewürze und nutzte diese auch. Der Geschäftsführer hatte auch seine Stärken: Er wusste, wie man das zu Geld macht, weshalb die Preise am oberen Ende der Skala waren. Wir verließen das Restaurant und die Beste aller Ehefrauen sagte: „Da haben wir ja gar nicht so viel bezahlt.“ Ich meinte nur: „Wir haben ja auch kaum was gegessen.“ Susanne lag nun fast in der Ecke.

Aber ehrlich gesagt: Wenn ich ein Steak auf meinem Teller habe, begleitet von zwei Zwiebelringen und einer Ahnung von Salat, dafür am Ende über zwanzig Pfund bezahle, dann frage ich mich – egal wie lecker das Steak gewesen ist – ob ich wirklich satt bin.

Man muss in ein solches Restaurant nicht hinein gehen, mag man nun entgegnen. Das ist richtig. Aber das Restaurant hatte zwei Karten ausgehängt und wir hatten die betrachtet, die einen günstigeren Eindruck macht, aber am Abend keine Gültigkeit hat. Kurz bevor wir zum Essen gingen, kam uns ein Hund entgegen – ein Neufundländer, Bernhardiner oder eine Mischung von beiden -, der ein Tuch trug, auf dem Stand „Shit happens“. Genau. Aber amüsant ist immer wieder, wie die Beste aller Ehefrauen versucht unangenehmen Situationen noch etwas Positives abzugewinnen.

Nachdem wir unser Essen hatten, gingen wir noch ein paar Meter weiter in den nächsten Pub. Das erste Bier war gerade getrunken, da kam ein Männerchor ins Pub und fing an, zu singen. Alle Anwesenden versammelten sich im Schankraum und dann wurde fleißig mitgesungen. Da wir kein Textbuch mehr bekommen hatten, mussten wir in das Textbuch eines anderen Paares schauen, um nicht nur „La, la, la“ zu singen.

Der Plan am Morgen war gewesen, zum Hafen zu gehen und zu schauen, wann ein Boot entlang der Küste fuhr. Bis zur Abfahrt wollten die Damen ein wenig shoppen gehen und die sollten zur Ablenkung Herren eine kleine Wanderung unternehmen. Es kam ganz anders: Wir kamen zum Hafen von Polperro und da stand eine Dame, die uns direkt auf ein Boot schickte. Ohne große Umstände. Am Vortag hatten wir die Dame nicht gesehen und es fuhren auch keine Boote. Vielleicht war Ruhetag, vielleicht war der Wasserstand zu niedrig.

Auf unserem Boot war noch eine Familie und der Hund des Kapitäns. Der Hund war ein Original: Er peste zwischen dem Bug des Bootes und er Mitte des Bootes hin und her und bellte in einer Tour. Es sah nicht so aus, als ob er wirklich einen guten Stand hätte, aber wir haben den Kapitän gefragt und der erzählte uns, dass der Hund schon neun Jahre alt sei und in der Zeit viermal ins Wasser gefallen sei. Kein Drama, denn er hätte ihn jedes Mal  am Schlafittchen herausziehen können.

Die Fahrt mit dem Boot lohnte sich wirklich. Man bekommt einen guten Eindruck von der Küste und gerade zwischen Polperro und Fowey lohnt sich das wirklich. Auf der Hintour fuhr das Boot recht nah an den Felsen, auf der Rücktour ging es weiter auf das Meer hinaus, so dass man auf das große Ganze schauen konnte.

Nun war Shopping für die Damen angesagt, Ulf ging ein wenig auf Wanderung und ich schonte mal ein wenig mein Knie, in dem ich im Garten unseres B&B saß und las. Zum Lunch gingen wir in ein benachbartes Restaurant und nahmen jeder ein Sandwich, eine günstige und leckere Mittagslösung und sinnierten darüber nach, was man mit dem angebrochenen Tag machen könne.

Herausgekommen war, dass wir einmal an die Nordküste fuhren, um zu schauen, wie die so aussah. Gut ausgebaute Straßen dorthin, gab es nicht. Die Hauptverkehrsrichtung ist verläuft von Ost nach West. Da aber das Navi sagte, wir würden nur eine Stunde brauchen, suchten wir uns Port Isaac als Ziel heraus und los ging die Reise.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich eine solche Tour empfehlen kann. Auf der Fahrt dorthin, sahen wir eine sehr schöne alte Eisenbahnbrücke und fuhren über eine uralte, schmale Brücke, die auch als Monument geführt wurde. Ausblicke auf die Landschaft gab es aber nur, wenn man von einer Anhöhe kam. Dann konnte man einen Blick erhaschen. Nach links und rechts zu schauen, war ein Ding der Unmöglichkeit, da diese von hohen Hecken umsäumt waren. Das Landesinnere von Cornwall ist genauso schön wie die Küsten. Aber wie schön, kann man, wenn man mit dem Auto unterwegs ist, nur erahnen. Vermutlich hat Cornwall auch mit die schönsten Küstenstraßen der Welt, wird es aber nicht auf die entsprechenden Listen bringen, weil die schöne Landschaft niemand sieht.

Man kann sich immer nur wundern. Man fährt über einsame Straßen und begegnet nicht vielen Leuten. Ist man aber angekommen, trifft man viele Menschen mit ihren Autos. Das ist so bei den Denkmälern des National Trusts, die uns gestern sicher vermisst haben, und bei Naturdenkmälern ist es nicht viel anders. Richtig allein ist man wohl nur, wenn man anfängt zu wandern.

Ein anderer Unterschied, der uns auffiel: Während man in Deutschland kaum drei, vier Kilometer fahren kann, ohne durch ein Dorf zu kommen, fährt man hier Kilometer um Kilometer und fährt weder durch ein Dorf noch sieht man eines. Gut, letzteres kann natürlich daran liegen, dass die Hecken einen daran hindern und die Engländer ihre Dörfer hinter den Hecken verstecken.

Wir parkten vor Port Isaac auf einem großen Parkplatz und spazierten in das Dorf. Es gab mehrere Entscheidungen zu treffen und wir hatten das Glück, diese unbewusst zu treffen. So gingen wir an der „Hauptkreuzung“ in Richtung alter Hafen und hielten uns dann rechts. So sahen wir den Hafen von oben und anschließend den Küstenstreifen. Es führt ein schöner Küstenweg langsam nach oben, so dass man dann über die Keltische See über die Bucht in Richtung Bude sehen konnte. Wir waren vor den Wolken in Polperro geflohen und in Port Isaac hatten wir das schönste Wetter.