Gestern und heute morgen bin ich wohl behalten in der Firma angekommen. Sowohl auf dem Hin- wie auf dem Rückweg gab es keine besonderen Vorkommnisse zu vermerken. Oh, halt stopp! Doch. Da ist diese schwarze Katze gewesen, die sich am Zaun von NSTP aufzuhalten pflegte und zu der ich nur ein merkwürdiges distanziertes Verhältnis pflegen konnte. Kam man ihr (oder vielleicht auch ihm) zu nahe, fing er an zu mauzen. Was das jetzt heißen sollte, war nicht klar ersichtlich. „Tu mich kraulen!“ hätte es heißen können, genauso aber auch „Sprich Bahasa mit mir, ich bin schließlich eine Katze!“ Im gegenseitigen Respekt gingen wir auseinander ohne uns berührt zu haben – eine doch eher traurige Katze-Mensch-Liebesgeschichte.

Gestern, Susann war schon im Anmarsch, bin ich meinen gewohnten Heimweg gegangen. Auf der Brücke in das Viertel hinein, sah ich schon, dass sich etwas geändert hatte. Bunte Zelte waren aufgestellt und ein reges Treiben herrschte: Ein Markt! Ich habe an einigen Donnerstagen das Viertel durchschritten, einen Markt gab es da aber noch nie. Da musste ich rüber. Fisch wurde verkauft, frisches Hühnerfleisch gab es auch. Es wurde allerlei zubereitet – von lecker bis merkwürdig. Und Socken. Das fiel mir erst beim Schreiben auf, dass man auch in der Stadt an den verschiedensten Ecken Frauen und Männer stehen sah, die Socken verkaufen. Nicht, dass es sich um ein besonderes Socken-Sortiment handeln würde oder ganz viele Socken wären. Nein, es liegen zehn, zwölf Paare aus und das war’s.

Gestern Mittag ging es zum gemischten Restaurant-Schneider-Laden und ich hatte wieder die Nudeln, wie immer dort. Noch leckerer war aber das Curry, dass ich heute hatte. Es war wie ein Suppe, nur von einer gewissen Schärfe, gefüllt mit getrocknetem Fisch und frischen Hühnerfleisch. In ihr tummelten sich eine Reihe – ach Quatsch, Massen von dünnen Nudeln, so wie ich sie auch an Hühnerbrühe liebe. (Susann mag ja lieber Reis dran, aber das ist ein Frevel an der Hühnerbrühe. Einig sind wir uns darüber nicht.) Die Herausforderung bestand darin, diese mit Stäbchen zu essen. Nach den ersten Bissen, hatte Joey Erbarmen und bat um Besteck. Wahrscheinlich konnte sie das Elend nicht mit ansehen. Dabei hatte ich gestern Abend beim Sushi mich ganz und gar nicht blamiert. Da war ich nämlich mit Susann gewesen, nachdem wir die Gardens Mall besucht hatten.

Susanns Flug war ausgezeichnet gewesen. Sie war bestens von mir präpariert gewesen, so dass sie durch den Flughafen von K.L. den Führer machen konnte und Leuten half.

Sieben Stunden Zeitunterschied haben wir im Augenblick zu Deutschland. Ich habe auch ein wenig Zeit benötigt, um das zu realisieren und es erst am Montag oder Dienstag geschnallt. Aber ist natürlich klar. Ich war sonst immer im Sommer da und da haben wir Sommerzeit. Für diesen Schnickschnack sieht man hier keine Notwendigkeit. Die Sonne geht in einem Zeitfenster von 06:50 Uhr und 7:20 Uhr auf – mit dem Sonnenuntergang sieht es ähnlich aus.

Während ich heute über den Tag noch meinem Tagwerk nachging (das ja, auch wenn man den Eindruck bekommen könnte), nicht aus Essen und über Märkte schlendern besteht, sondern so interessanten Fragen, warum ein Webdav über die eine Adresse erreichbar ist und die andere nicht oder warum ein Reverse Proxy kein Problem darstellt, zwei hintereinander aber schon – nun aber genug! -, machte Susann sich daran, K.L. zu erobern. So ist Susann die erste Ludewig-Hahn, die es auf den Petronas-Tower geschafft hat – „war o.k.“ war das Resümee, ein Problem, wenn man durch New York und Dubai versaut worden ist. Sie hat auch das Aquarium besucht, das ich mir immer vorgenommen habe, aber nicht geschafft habe.

Nach einem, für meine hiesigen Verhältnisse, zeitigen Feierabend haben wir uns mit dem Zug auf den Weg in die Innenstadt gemacht. Susann bekam einen kleinen Eindruck in Little India und Chinatown, wollte aber eigentlich immer auf K.L. Tower – einen immerhin ein in der Top Ten-Liste stehenden Fernsehtürme. Sie hatte Höhe an dem Tag schon gehabt, war aber nicht davon abzubringen, nachdem unsere Concierges uns das am Morgen empfohlen haben. Da kann man auch im Restaurant essen. Es hätte uns klar sein müssen, dass das kein günstiges Vergnügen ist. Aber man lebt ja nur einmal und es ist nur im Vergleich zu den sonstigen Preisen teuer. 50 Euro für Buffet und Eintritt – das ging schon in Ordnung, zumal das Hochfahren auf das Observation Deck schon 15 Euro gekostet hätte. Der Turm selbst dreht sich nicht, das macht nur die Fläche, auf der die Tische stehen, so dass man alles von Kuala Lumpur sieht – wenn man denn gute Aussicht hat. Unsere war ganz o.k. aber nicht hervorragend. Das Essen war reichlich und lecker, der Service war – wie eigentlich überall in Malaysia – sehr gut. Wenn man einmal rumgefahren ist, kommt die Rechnung und man hat das Restaurant zu verlassen. Da Susann genauso überrascht gewesen war, wie ich, nehme ich mal an, dass uns das bei der Begrüßung und dem Verkaufsgespräch nicht gesagt worden ist. Am Nachbartisch war man noch überraschter, weil die sich so Gesprächen, Selfies und Normalfotografien hingegeben hatten, dass sie mit dem Essen noch gar nicht fertig waren. Irgendwie blöd. Aber wer es macht und das weiß, wird es nicht bereuen. Man hat genügend Zeit, ums ich die Plauze vollzuschlagend UND Fotos zu machen.

Morgen früh heißt es um halb vier Uhr aufstehen (in Zahlen: 3:30 Uhr), denn um halb fünf Uhr geht unser Taxi. Nächste Station ist Kambodscha.