Die letzten beiden Tage haben wir es ein wenig ruhiger angehen lassen. Zwar habe ich dabei immer ein kleines schlechtes Gewissen, denn es kommt mir wie verschenkte Zeit vor. Andererseits hat ein wenig mehr Schlaf und das Lesen von Büchern ja auch durchaus etwas. Ein wenig leichter wird es einem dadurch gemacht, dass das Wetter für die erwähnten beiden Sachen geradezu ideal mitspielt und alles vom Himmel zu werfen scheint, was gerade so drin ist. Halt nur wenig Sonnenschein.

Gestern Morgen sind haben wir die nördlichen großen Seen umrundet und haben uns Wolfsschanze angeschaut, das ehemalige Führerhauptquartier. Ich hatte mal wieder eine ganz andere Vorstellung davon, als es nachher dort wirklich war. Nach meiner Vorstellung hätte es dort ein paar versprengte Deutsche gegeben, von denen die Hälfte halbverrückt durch den Wald prischt, auf der Suche nach Artefakten.

Die Polen habe da andere Vorstellungen: Man bezahlt Eintritt und das Auto kostete noch mal extra. Deutsche waren in der absoluten Minderheit, die meisten Besucher waren Polen. Diese waren lustigerweise in Massen in Tarnkleidung gekommen, was aber eine Misswahrnehmung von mir war. Als wir heute unterwegs waren, ist mir aufgefallen, dass dies entweder eine bevorzugte Ferienkleidung der Herren hier ist oder ein neuer Mode-Trend ist. Mag natürlich auch daran liegen, dass man beim Pilze- und Blaubeer-Sammeln nicht so gern von einem Jäger erlegt werden möchte. Ich weiß es nicht.

Wir gönnten uns auch in Wolfsschanze eine Führung, eine kleine mittelalte Dame, die die Führung auf Englisch durchführte. Sie erzählte uns, dass es auch deutschsprachige Führungen gäbe, aber die Führer wären zur Zeit beschäftigt. Im Augenblick wäre Hochsaison, aber im September wäre es nachher ziemlich leer und die Mücken wären auch verschwunden.

Sie erzählte uns etwas zur allgemeinen Geschichte, dem Aufbau und den verschiedenen Gebäuden und turnte ansonsten flotten Schrittes durch das waldige Gelände. Abseits der Pfade darf man nicht treten und die Bunker selbst sind, wenn sie einem einmal erklärt worden sind, auch ziemlich uninteressant. Bunker weisen keine besondere architektonischen Stil-Besonderheiten auf und wenn sie denn gesprengt worden sind, ist der interessanteste Aspekt noch, wie die Natur vorgeht, um sich den Raum zurück zu erobern.

Hin und wieder holte unsere fachkundige Dame ein Foto aus der Tasche und erzählte. Dieser oder jener wären auch schon hier gewesen, der dann auch auf dem Foto war, und hätte dieses oder jenes gesagt oder getan. Diese Herrschaften waren meist prominent – zum Beispiel König von Spanien – und rein zufällig, stand sie mitten in der Gruppe. Ohne, dass sie es gesondert erwähnt hätte.

In der Kantine dort vor Ort kann man gut essen. Was wir auch taten und da es dann anfing ordentlich zu regnen, machten wir uns auf dem Heimweg. Susann hatte dann noch einen Drang, Geld auszugeben, den sie in der Stadt – Gizycko, nur zu Erinnerung – nachgab und mit zwei paar Schuhen wieder kam.

Später gingen wir dann ins Kuchnie Swiata essen. Gut und günstig – so kann man es zusammenfassen und heute haben wir dann auch mitbekommen, dass dies eine Kette zu sein scheint, denn sie begegnete uns vor Ort noch zweimal und in einem anderen Ort auch mindestens zweimal.

Heute machten wir dann die Südtour. Schöne Landschaft in Richtung Mikolajki und eine Fahrt über die 643 ist auf jeden Fall zu empfehlen. Fotos habe ich davon keine, denn als wir zurückfuhren, entschloss sich das Wetter einfach ein wenig Feuchtigkeit von oben nach unten zu transferieren; etwas, was das Wetter schon am Vormittag sehr gut konnte, weshalb der heutige Tag als der Urlaubstag in die Geschichte eingehen dürfte, an dem ich die wenigsten Fotos gemacht habe.