An diesem ersten Satz habe ich mir die Zähne ausgebissen und mich dann entschlossen ihn wegzulassen, um gleich mit dem zweiten Satz zu beginnen. Mit diesem raffinierten Schachzug habe ich mich zwar aus der einen Zwangslage elegant befreit, stehe aber nun vor dem Problem, den ersten Satz im dritten irgendwie auf die Reihe zu bekommen.

Vermutlich hätte jeder, der mich heute begleitet hätte, einen ziemlich langweiligen Tag gehabt, wenn er nicht das gleiche Faible hätte wie ich. Ich habe ziemliches Glück, dass Susann das gleiche Faible teilt und, ich habe gerade nachgefragt, dieses auch nach dem heutigen Tag immer noch tut. Die Rede ist von Wasserfällen, denn heute sind wir in ein wahres Eldorado gefahren, was Wasserfälle angeht.

Dabei war das eigentlich nur eine Verlegenheitslösung. Wir wollten mal wieder ein wenig Berge, da sich das Wetter in Annecy nicht so gut anließ. In den Bergen, die weiter weg waren, so unsere Hoffnung, wäre es vielleicht ein wenig besser. Es war ein wenig besser. Kaum waren wir am Ziel, stellten wir fest, dass es ein Hinweisschild zu einem Wasserfall gab und da hieß es: Augen zu und durch.

Es gab also da diesen einen Wasserfall (eine kleine Galerie mit Bildern und Namen folgt noch), und dann noch zwei nebeneinander liegende, für den ich das erste Mal in meinem Leben ein Schild »Zufahrt nur für Anlieger« ignorierte, mit der für die Polizei sicher nicht ganz stichhaltigen Begründung, dass ich einen Wasserfall besichtigen wolle. Blöd, dass der vermeintliche Tourist mit der gleichen wasserfallphilen Art, dem ich hinterherfuhr, ein echter Anwohner war und die Wasserfälle auch gar nicht da waren. Am Ende meinte Susann, dass da hinten (wir sprechen von fünf, sechs, sieben Kilometern) an der Gebirgswand auch Wasserfälle wäre, was ich erst einmal ausschloss. Da mein Schatz dies aber so vehement behauptete, ging es nicht anders: Wir mussten dahin und in der Tat: links und rechts der Straße gab es kleinere Wasserfälle, die sich in das Tal ergossen und am Ende, zurecht auch Theater genannt, gab es riesige Wasserfälle.

Wir machten uns auch auf den Weg zu diesen, aber der Weg wurde beschwerlich und mühsam, so dass wir beschlossen, dass es vernünftiger wäre, dieses Vorhaben aufzugeben und auf Tage zu verlegen, an denen wir besser in Form wären. Unser kleines GPS-Teilchen nahm uns später die Illusion, dass wir wanderische Höchstleistungen vollbracht hätten und ein Bericht wie dieser im Alpenverein würde vermutlich nur Gelächter hervorrufen.

Auf der Rückfahrt fuhren wir durch eine Stadt mit dem Namen Cluses, die von oben ziemlich hässlich erschien, aber die von sich behaupten kann, dass sie vielleicht nicht die schönste ist, aber einen herrlichen Ausblick auf die Umgebung zu bieten hat. Von daher aus, ging es über einen Pass, an dem wir kurz verweilten, weil sich eine kleine Herde von Mufflons den Touristen zum Fotografieren gestellt hat, die das schamlos ausnutzte.

So endete unser letzter Tag in der Umgebung von Annecy, morgen brechen wir zu neuen Ufern auf und Susann ist schon aufgeregt, weil sie gar nicht weiß, wo es hingeht und ich bin ein wenig gespannt, weil ich nicht weiß, wie es werden wird. Wie es auch wird: Der Plan scheint mir gut zu sein.

(Wie das da mit Internet steht, ist nicht ganz klar. Der nächste Bericht kann also ein wenig auf sich warten lassen.)