So große Freunde von Croissants, und das ist ein Ding, was von gestern nachzutragen ist, sind wir eigentlich nicht. Mir krümmeln sie zu dolle und Susann ist der Meinung, die Massen an Butter wären uns nicht zuträglich. Aber gestern morgen waren wir nicht bereit für ein ungewisses französisches Frühstück im Hotel dreizehn Euro hinzulegen und sind um die Ecke zu einem Bäcker gegangen. Da habe ich das leckerste und größte Croissant aller Zeiten (also: meiner Zeiten) gegessen und war schlicht begeistert. Nach diesem einen Gebäckstück war unser Hunger gestillt und wir konnten uns in den Tag stürzen. Was das für ein Tag war, hatte ich ja gestern schon beschrieben.

Der heutige Tag begann auch mit einem Frühstück, aber das hatten wir im Hotel mit drin. Während wir am Frühstückstisch saßen, konnten wir dem Regen zu schauen, wie er sich ausregnete. Als wir dann endlich das Hotel verließen, hatte er eine Pause eingelegt, um kaum, dass wir im Auto saßen, richtig loszulegen und einen auf richtig unsympathisch zu machen.

Den Vormittag verbrachten wir damit, zum einen ein Einkaufszentrum zu besuchen (den Wunsch hatte die weibliche Begleitung meinerseits) und andererseits um den Lac d‘Annecy zu fahren. Hin und wieder brachen die Wolken auf und gaben fantastische Ausblicke preis. So hingen um die Berge die Wolken wie Puderzucker, was recht reizvoll aussah. Als wir uns Annecy wieder näherten, waren es aber keine Puderzucker-Wolken mehr, sondern stinknormale Regenwolken, die dafür sorgten, dass wir den dringenden Wunsch nach einer Kapuze an unserer Jacke verspürten.

Nach einer Stunde des Rumspielens im Casino von Annecy sind wir mit sechzig Euro mehr in den Taschen aus diesem imperialen Gebäude marschiert; Susann mäßig zufrieden, da sie ihr Geld verspielt hatte – ich war mehr zufrieden, weil ich mal ein wenig Geld gewonnen hatte. Es schien die Sonne und wir machten uns an den nächsten Tagesordnungs-Punkt: Mittag. Den hatten wir bei Subway und auch bei einer Kette wie dieser, gibt es in Frankreich wieder mal Ausnahmen. Aber nicht so viele, wie ich sie erwartet hätte. Mit einem halben Sandwich gestärkt machten wir uns zum Maison du Reblochon auf, über dessen Aussprache wir uns im Auto ein wenig fetzten. Da Susann dann die Werbebroschüre verlegt hatte, fuhr ich mit ihr acht mal um einen kleinen Kreisverkehr, in der Hoffnung, dass sie mir sagen könne, wo es denn jetzt hingehe, aber sie sagte dann einfach, sie könne es nicht mehr finden und ihr sei schlecht. Im besagten Maison, haben wir uns eine kleine Verkostung versprochen, aber das war natürlich nichts, sondern außer Prospekten gab es dort nichts. Gucken könne man bei den Herstellern. Das haben wir dann auch gemacht und haben uns mit dem Wagen auf 1200 Meter hochgeschraubt, um dann bei Monsieur Nummer 1 zu erfahren, dass er keinen habe, und bei Familie Nummer 2 keinen anzutreffen. Dafür haben wir interessante Kühe gesehen. Den Käse selbst gab es später im Supermarkt zu begucken, und ich weiß jetzt schon, dass ich beim nächsten Besuch im heimischen Supermarkt, bei den Preisen, die ich dort bezahle, anfangen werde zu weinen. Auf den 1000 Kilometern Richtung Norden muss mit dem Käse allerhand passieren, dass ich für ein Teilchen von dem Stoff soviel bezahlen muss, wie hier für einen ganzen Käse. Über die Preise meines Lieblingskäses Brie des Meaux will ich gar nicht erst reden.

Was Preise angeht ist uns in der Vergangenheit schon aufgefallen, dass Medikamente in Frankreich um einiges günstiger sind. Susann hat sich diesmal mit Augentropfen eingedeckt, die hier um die fünf Euro kosten; zu Hause aber aus unerfindlichen Gründen zwölf Euro. Wäre die Produktion hier um die Ecke, sagen wir mal in Genf oder in Lyon, könnte man das ja noch verstehen – aber nein, hergestellt werden die Tropfen in Berlin. Wer jetzt das Gefühl hat, wir würden in Deutschland was Arzneimittel und Käse angeht, ausgenommen, der liegt wohl nicht ganz falsch.

Später, wir hatten zwei Cols überfahren, Schnee gesehen, und Temperaturen um die zehn Grad erlebt, da trafen wir auf einen Wasserfall, einen richtig großen. Wäre der Tag völlig blöde gewesen, er wäre so perfekt geworden. So ist er nur noch ein wenig mehr perfekter geworden.

Das Wetter hatte sich mittlerweile sowas von verschönert, dass wir eine Ecke, die wir am Vormittag schon besichtigt hatten, am Nachmittag als solche nicht erkannten und nochmals alle Fotos schossen.

Abgeschlossen wurde der Tag durch ein herrliches Abendessen. Nachdem ich gestern ja ein wenig Pech hatte, stimmte heute alles bis zum letzten i-Tüpfelchen. Der Preis war zwar auch ein etwas anderer, aber was soll: Der Tag musste gekrönt werden und hier bekamen wir dann auch unseren Käse!