Eines Tages kehrte er einfach nicht mehr heim. Jahr war er glücklich verheiratet, und dann ließ er seine Frau einfach so im Stich. Das glaubte sie nicht und, nach ein wenig Zuhören und Nachdenken, mochten es auch nicht die Kollegen vom Vermisstenderzernat in München glauben. Der Mann war Postbeamter, ein Mensch, der seinen Beruf liebte. Der seinen Beruf auch deshalb liebte, weil er das Regelmäßige mochte. Cölestin Korbinian, ein außergewöhnlicher Name, nochdazu für einen Postbeamten, mochte – um es ein wenig uncharmant auszudrücken – die deutschen Sekundärtugenden. Dem Mann war nicht zuzutrauen, dass er so aus dem Leben verschwand. Trotzdem passierte es: auf dem Heimweg vom Postamt nach Hause.

Ein Fall für Tabor Süden, der sich in dieser Geschichte nicht nur in den Postbeamten hineinversetzen muss, sondern auch in seinen Freund, auf den während eines Einsatzes geschossen wird, und der danach der Boden unter den Füssen wegsackt. Tabor Süden nimmt es an, kümmert sich.

Eigentlich gibt der Titel des Buches dem Leser schon einen guten Hinweis: Cölestin Korbinian ist nichts Zugestoßen, er hat sich entschlossen, etwas anderes zu machen, aus seinem Leben auszubrechen. Sonst wäre nicht die Rede von einem glücklichen Winkel, das beruhigt. Gäbe es solche Hinweise in den Titeln von Georges Simenon, könnte man sich glücklich schätzen. Aber dort enden Geschichten mit unverfänglichen Titeln wie »Der Teddybär« in einer Katastrophe, ich bin also den anderen Autoren dankbar, dass der Titel Programm ist. Und ein glücklicher Winkel ist ein glücklicher Winkel.

In den Gesprächen mit Kollegen und Bekannten des Postbeamten findet Süden alsbald heraus, dass sich Korbinian bequem in seinem Leben eingerichtet hat. Er hatte Kontakte zu anderen Menschen geknüpft. Liebesbeziehungen waren es nicht, auch wenn sich die eine oder andere erst mit diesem Gedanken anfreunden wollte, Korbinian fand sein Glück anders. Süden war diesem Glück auf der Spur.

Verschlungen habe ich auch diese Geschichte: das Leben eines Postbeamten kann sehr interessant sein. Man sollte sich es zweimal überlegen, bevor man die Meinung äußerst, xyz würde ein langweiliges Leben führen. Es gilt: Stille Wasser sind tief.