Terra Gallus

Leerstand

Es fiel der besten Ehefrau der Welt ins Auge, als sie aufbrechen wollte, um nach Malaysia zu fliegen, wo sie mich treffen sollte, damit wir nach Kambodscha weiterreisen: Ein Schrank der Küche löste sich von der Wand. Ich nahm also meine Ehefrau in Kuala Lumpur in Empfang und sie erzählte mir, dass wir eine neue Küche benötigen würden. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen, ein Zustand an dem sich in den nächsten Monaten bis heute auch nichts geändert hat. Angefangen hat es Mitte Februar…

Susann verbrachte Teile des Urlaubs, wo wir uns nicht Tempel angeschaut haben oder sie in der Massage war, damit, die verschiedenen Küchenmodelle zu evaluieren. Erst einmal über Internet, dann – nach unserer Rückkehr – auch im richtigen Leben. Ein, zwei Besuche in Küchenstudios genügten, um die bEdW zur Überzeugung kommen zu lassen, dass es ein großer Fehler, dort zu kaufen. Das neue Zauberwort hieß IKEA.

Stundenlang saß sie vor ihrem iPad und blätterte in dem IKEA-Katalog. Rechnete, kalkulierte, verwarf, rechnete, kalkulierte, zeigte es ihrem ignoranten Ehemann, verwarf, schimpfte (auf die Küche oder den Ehemann – alternierend). Dann ging es in die heiße Phase: IKEA wurde besucht, sich erkundigt, kalkuliert, ausgesucht, der Ehemann zu IKEA geschleppt, Küche abgenommen, Detail-Planung begonnen, ausgemessen, erneut kalkuliert, diskutiert (auch mit dem Ehemann), gestritten.

An einem Abend im Juni (wir waren also schon drei Monate mit dem Küchen-Thema zugange) und kein Mensch rechnete mehr damit, dass wir noch jemals eine Küche kaufen würde, meinte die bEdW zu mir:

„Wärst Du mir sehr böse, wenn ich noch mal zu Möbel-J. fahren würde?“

„Warum?“

„Um mir eine Küche anzuschauen.“

„Warum?“

Man merkt schon, dass ich in eine Warum-Phase gekommen bin.

„Mir gefällt das Alles nicht.“

„Aha! Warum?“

„Das wird auch bei IKEA ziemlich teuer und bei Möbel-Janz bin ich immer gut bedient worden.“

„Ja, mach‘ doch.“

Ich gehörte zu dem Zeitpunkt vermutlich auch schon zu der Ich-glaub-da-nicht-mehr-dran-Fraktion. Nur zwei Wochen später saß ich in einem Möbelhaus und unterschrieb einen Kaufvertrag für eine Küche. Die sah ganz anders aus, als wir uns das mal vorgestellt hatten und war auch viel, viel teurer als das, was ich mir so vorgestellt hatte.

Heute nun waren die Herrschaften von Möbel-J. das zweite Mal bei uns. Beim ersten Mal ging es ums Ausmessen, heute wurde die bestehende Küche ausgebaut. Da lief gestern die Geschirrspülmaschine ein letztes Mal ihre große Runde und heute schon können wir weder wie gewohnt Kochen noch Abwaschen.

Sind ja nur fünf Wochen, in denen wir mit dem Provisorium leben und die Küche auf Vordermann bringen müssen. Als Herausforderung ist da beispielsweise die Wand zu nennen, von der der Schrank sich lösen wollte.

Heute hat die bEdW auf der Gasflame des Grills gekocht und es war wie immer gut. Nur der Abwasch, der war recht mühsam. So ohne Geschirrspülmaschine und ohne Spülbecken…

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