Vor drei Tagen verspürte ich noch ein leichtes Zittern, wenn ich an das Internet dachte. Vorgestern ging es schon ganz gut und gestern machte es mir gar nichts mehr aus. Ich stockte ein wenig, als die Beste aller Ehefrauen mich fragte: „Wie wird denn das Wetter morgen?“ und ich nach kurzem Nachdenken antwortete: „Weiß ich nicht, habe kein Internet.“ In Halali gab es überhaupt gar kein Internet. In Onkoshi war es rein theoretisch möglich, praktisch aber nicht. In unserer Unterkunft in Rundu war die Auskunft dieselbe, mit dem Hinweis, dass ab nächstem Tag der Provider wieder erreichbar wäre. Jetzt und hier in der Riverdance Lodge hat man in der Lobby Internet, aber man darf da nicht mit allzu hohen Erwartungen herangehen. Der Aufbau einer Internet-Seite zieht sich, das Hochladen von Bildern ebenso.

So ist dies zur Zeit eher ein Offline Blogging. Wann immer sich die Gelegenheit ergibt, stelle ich die Artikel auch ein. Aber die Gelegenheit gibt es nicht sehr oft. So versteht es sich auch, dass ich mit Bildern etwas geize. Das wird dann noch nachgeliefert…

Auf dem Reiseplan stand heute die Reise von Rundu zur Riverdance Lodge. Mehr eigentlich nicht. Völlig unspektakulär.

Meinten wir gestern Abend noch, dass uns die Christmas-Party der Jugend von Rundu stören würde, wurden wir von Mutter Natur eines Besseren belehrt. Mitten in der Nacht öffnete sie die Schleusen und es fing an zu regnen. Dieser an sich sehr erfreuliche Vorgang, bewirkte aber dreierlei.

Zum Einen hatten wir eine unruhige Nacht, denn die tadellosen Zimmer wurden von einem Wellblech-Dach gekrönt. Der Lärm, den herabfallendes Wasser auf einem solchen Dach macht, ist ohrenbetäubend. Wir konnten die verschiedenen Spielarten des Regens anhand der Intensität der Geräusche hautnah miterleben.

Als wir zum Frühstück marschierten, stellten wir fest, dass sich die Frühstücksausgabe am anderen Ende der Anlage befand. Wir wurden fröhlich von dem Hund – Bobby hieß er – begleitet. Gestern gab es ja noch einen zweiten, der uns auch zur Party begleitet hatte. Der war heute aber nicht da. Ich bin ein wenig in Sorge, wie es dem anderen Hund auf der Party ergangen ist. Vielleicht war er heute Morgen einfach noch zu müde, um wieder aufzutauchen. Aber wir haben die Hingabe des Hundes zu mir, fotografisch dokumentieren können. Zurück zum Wetter: Es fing, während wir frühstückten, an zu regnen. Und zwar so heftig, dass es kein Spass machen würde, zurück zu den Zimmern zu gehen und dann das Gepäck zum Wagen zu bringen. Aber das Personal beschaffte Regenschirme und so schafften wir es mehr oder weniger elegant, beide Aufgaben zu bewältigen.

Die Lodge, und damit sind wir bei Punkt Nummer drei, lag an einem Abhang – die Rundu Beach Road, ein sehr vielversprechender Name. Gestern war die Straße noch recht sandig und versprach den Beach in ihrem Namen, eine Straße der Träume, wenn man so will. Heute Vormittag war davon nicht mehr viel zu sehen. „Hier war doch gestern noch Sand“, meinte ich zu der besten Ehefrau und sie meinte einfach nur „Ja.“ Heute waren da nur noch Geröll und Spalten.

Den ursprünglichen Plan, ein wenig über Land zu fahren, verwarf ich. Ein Weilchen. Aber das Wetter besserte sich und ich wollte gern dem Hinweis des Reiseführers folgen, und parallel zur B8 Richtung Osten fahren. Dort könne man sehen, wie die einheimische Bevölkerung lebt. Das stimmt. Von der Zeit machte es keinen großen Unterschied. In der Qualität der Straße allerdings schon. Wir nutzten aber die Gelegenheit wahllos an Kinder unsere Bonbons und Schokolade zu verteilen. Es war ein wenig anders als in Südafrika, wo die Kinder häufig schon beim Anhalten angerannt kamen und Süßigkeiten forderten. Die Kinder winkten, manchmal vor dem Anhalten, manchmal wenn man angehalten hat – kamen aber selten direkt angerannt. Ich bin da auch ein wenig vorsichtig in Hinblick auf „Weißer Onkel verteilt Bonbons.“ – das kann man in den falschen Hals bekommen – und habe es (allermeistens) mit Personen geklärt, die wie Erziehungsberechtigten geklärt. Diese waren nie dagegen und haben sich immer mit den Kindern gefreut. Drei, für ihr Volk vermutlich steinalte, Damen, kamen an und wollten keine Süßigkeiten, sondern Geld. Darauf waren wir nicht vorbereitet und wir lehnten ab. Das war unangenehm und diskussionswürdig. Ich halte nichts davon, derartige Spenden zu geben. Schon die Süßigkeiten sind eigentlich fragwürdig und werden nur durch das Leuchten in den Augen der Kinder gerechtfertigt. Aber letztlich ist es ja willkürlich, wie wir anhalten – so völlig beliebig. Am Liebsten hatte ich es, wenn davor und dahinter keine weiteren Kinder waren, um nicht das Gefühl von Ungerechtigkeit zu erzeugen. Das diente aber nur der eigenen Beruhigung.

Wir fuhren dann aber doch noch mal auf die B8, denn dem Schwesterchen wurde die Straße auf Dauer zu ruppig. Wir bogen auf die B8 ab und kamen gleich in eine Polizeikontrolle. Zum ersten Mal wurden wir nicht einfach durchgewinkt, der Polizist wollte meinen Führerschein geben. Ich gab ihnen meine Karte und kramte – endlich wollte ich ihn mal zeigen – meinen internationalen Führerschein noch vor. Aber der normale europäische Führerschein genügte ihm vollkommen. Sicher bin ich mir nicht, aber ich hoffe, dass er meine Enttäuschung in meinem Gesicht gesehen hat und sich wenigstens für seine Kaltherzigkeit ein wenig geschämt hat.

Auf dem Eland Drive hatte ich mich schon gefreut, ein stabiles Auto zu haben. Die Zufahrt zur Riverdance Lodge gab mir zum zweiten Mal das Gefühl, richtig geordert zu haben. (Wir hatten – Nebenbemerkung – nach dem unfallbedingten Ausfall der Frau Schwiegermama überlegt, den zweiten Mietwagen zu stornieren. Das wäre eine ziemlich dumme Idee gewesen! Wir haben hin und wieder, wenn wir zum Essen gefahren sind, mit fünf Personen in einem Wagen – Nissan Double Cab – gesessen. Das war selbst für eine Strecke von einem halben Kilometer schon nicht sehr schön. Für eine komplette Reise wäre es der Wahnsinn gewesen. Zumal man bestimmte Sachen, wie Kosmetik und Wasser, nur in der Fahrerkabine transportieren kann. Die Temperaturen, die sich in der Gepäckkabine entwickeln, sind jenseits von gut und böse.) Die letzten beiden Kilometer waren ein kleines Abenteuer, da der schmale Weg durch tiefe Pfützen geprägt war. Unsere weißen Wagen haben danach ihre Reinheit verloren.

Infos zur Lodge
Es gab teurere Unterkünfte, auf dieser Reise. Es gab auch Unterkünfte, die eine bessere Aussicht boten. Aber: Das Ambiente und die Gastfreundschaft, die uns in der Riverdance Lodge in der Nähe von Divundu zu teil wurde, wurde nicht übertroffen. Es liegt ein wenig ab vom Schuss. Ich würde viel dafür geben, dort wieder sein zu dürfen.
Die Beste aller Ehefrauen öffnete das Tor zur Lodge und wir fuhren hinein. Auf dem Parkplatz angekommen, wurden wir vom Rezeptionisten begrüsst und in die „Lobby“ geführt. Da haben wir das erste mal „Wow!“ gesagt. Ein Ehepaar kam auf uns zu und stellte sich als Betreiber vor. Sehr nett. Nach einem Small Talk zeigte man uns die Zimmer und hier stellte sich das zweite Mal ein Wow-Gefühl ein. Blick auf den Okavango, auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich Angola.

Die einzelnen Bungalows sind durch dichten Wald getrennt und kann man nicht von einer Lodge zur anderen schauen oder kommunizieren. Dieser Vorteil ist auch ein Nachteil – behindertengerecht ist die Anlage aus unserer Sicht nicht. Es wäre fatal gewesen, wenn ein gehbehinderte Schwiegermutter hier mit teilgenommen hätte. Bei allen anderen Locations hätte man es hinbekommen, bei dieser hier wäre es ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.

Ein Bungalow der Riverdance Lodge

Ein Bungalow der Riverdance Lodge

Die Bungalows bestehen aus zwei „Gebäuden“. In der Einen schläft man, in der Anderen wäscht man sich. Die Wascheinheit wartet mit einer Regenwald-Dusche auf und einer riesigen Badewanne. Letztere ist sehr schön anzusehen, aber ich empfand sie als unpraktisch. Sollten wir unser Bad einrichten, würde ich von einer solchen Wanne absehen.

Am Nachmittag machten wir eine Flussfahrt auf dem Okavango. Wir waren auf der Suche nach Krokodilen und Flusspferden. Erstere hatten sich unsichtbar gemacht oder waren ausgewandert. Die Flusspferde jedoch zeigten sich an einer Stelle des Flusses wirklich reichlich. Die Fahrt hatte ihre Reize auch dadurch, da man diverse Stromschnellen passierte – wir kamen Dank des Kapitäns sicher hindurch.

Auf der Rückfahrt, das war unser heimliches Highlight, fuhr er zwischen einer Insel und dem angolanischem Ufer. Ich fragte, ob die Insel zu Namibia oder Angola gehören würde. Er meinte, da die Insel näher am angolanischen Ufer wäre denn am namibischen, gehöre sie zu Angola. „Yippie!“, meinte ich, „dann wären wir jetzt auch mal in Angola gewesen!“ Großer Jubel brach an Bord aus und Gelächter. Ob wir das Ufer mal betreten wollten, fragte der Kapitän. „Na klar“, war die einhellige Meinung und er legte mit seinem Boot an und die Beste aller Ehefrauen betrat mit einem Fuß das angolanische Festland. Wir taten es ihr nach. Dann meinte unser Führer, wir könnte auch komplett das Boot verlassen. Das taten dann aber nur das Schwesterchen und ich. Wir waren in Angola!

Wir schipperten dann langsam zurück und waren pünktlich zum Dinner wieder in der Lodge. Zur Einstimmung nahmen wir einen Drink in der Lobby. Ein andere Pärchen gesellte sich zu uns, ebenfalls Deutsche, aber es kam zu keinem nennenswerten Kontakt, da sie auch nicht aßen. Ein wenig machten wir uns Sorgen, aber sie hatten vielleicht unterwegs gegessen und machten einen auf Selbstversorgung. Angesichts des Preises der Halb-Pension kam es für mich gar nicht in Frage, etwas anderes als diese zu buchen. Das Essen war hervorragend. Wir saßen an einem Tisch mit Blick auf den Fluss und auf Angola. Die Sonne ging unter, der Tag war perfekt.

Dann begann der Regen, die Blitze und der Donner.

Namibia 2015

Die Kategorie läuft unter dem Namen "Namibia 2015", aber die eigentliche Reise ging von Namibia über Botswana nach Simbabwe.

Eine zusammenfassende Seite finden Sie hier.

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