Heute war ich im Tierheim. Aus solchem kann man eigentlich nur mit einem schlechten Gewissen kommen. Geht mir zumindest so, da ich mehr Katzen zurücklassen muss, als ich mitnehme und ich weiß, dass die Wahl rein subjektiv ist und nicht am Tier orientiert ist, sondern an mir. Was mir gefällt. Ich bin auf jedem Fall mit einem schlechteren Gewissen raus gegangen, als rein. Im Plastikkäfig mit dabei: George, der Babykater.

George war mein heimlicher Favorit gewesen. Ich fragte zwar zuerst, nach einer richtigen Baby-Katze. Aber diese war schon reserviert und hat mich eigentlich nur gelockt, weil ich noch nie eine richtige kleine Katze gehabt hatte. Interessant hätte ich es schon gefunden. Aber was die Bewegung, Geschmeidigkeit und Neugierde anging, so war George, der Kater aus der letzten Box. Auf seinem Blatt stand, er wäre sehr zurückhaltend. Das war wohl mehr als wohlwollend formuliert: Die Tierpflegerin war da schon etwas deutlicher, als sie sagte, er lässt sich nicht einfangen. Das ist natürlich nicht so das schmusende Etwas und ließ mich zurückzucken. Ich schaute mir noch zwei andere Wildfänge an, aber die eine der beiden schwarzen Katzen war etwas molliger und glotzte mich nur an. Ihr Schwesterchen war richtig biestig. Ich kam aus dem Käfig und sagte der Tierpflegerin, ich würde George nehmen. »Wirklich?«

Nachdem ich die Formalitäten erledigt hatte, ging ich wieder zu ihr und wir gingen zurück. George war mittlerweile im Außengehege eingesperrt und die Tierpflegerin meinte nur, jetzt würde es lustig werden. George tobte durch den Käfig, hing oben am Gitter und suchte überall Zuflucht. Letztlich flüchtete er ins Katzenklo, keine gute Idee, denn mein Katzenkäfig wurde davor gestellt, ein paar Mal am Katzenklo gerüttelt, dann war die Aktion, die so aufregend zu versprechen schien, auch schon erledigt. George und ich fuhren nach Borgdorf, waren beide ganz leise und hörten Deutschlandfunk.

Luna nahm den neuen Gast freundlich neugierig auf. Der flüchtete sich erst einmal in ein Regal der Anbauwand, von dort aus kurz vor die Balkontür. Wo er in aller Ausführlichkeit von Luna begutachtet wurde. Mir zeigte er, wie eindrucksvoll er fauchen kann. Dann flüchtete er auf einem kleine Umweg ins Katzenklo, womit diese unsere Sorge auch erledigt war. Wenn er einmal wusste, wo sein Klo war, konnte kaum noch was schief gehen. Wo er das Futter finden würde, da würde er auch noch hinter kommen.

Als ich eine Stunde später schaute, war er hinter dem neuen Aquarium. Susann ist recht optimistisch, dass er dort wieder vorkommt. Wenn nicht, müssen wir wohl die Feuerwehr holen. Ich habe keinen Plan, wie man ein 350-Liter-Aquarium bewegen soll, wenn es bis zum Rand gefüllt ist. Aber vermutlich wird ihn der gute Katzenappetit aus seinem Versteck treiben. In diesem ließ er sich übrigens, sehr zu meiner Freude, anfassen.