Viele Grüße nach Hardegsen! Ja, jetzt schaffe ich es endlich eines der Bücher zu beleuchten, welches mir im Jahr wirklich sehr gut gefallen hat. Gerade rechtzeitig genug. Steht doch mit »Karneval der Toten« schon der nächste Inspektor-Jury-Krimi vor der Tür. Vorneweg: Die letzten beiden Grimes-Bücher haben mir sehr gut gefallen, sowohl der Nicht-Jury-Roman wie auch der letzte Jury-Roman, auf dessen Inhalt ich nachfolgend eingehen werde, sind Steigerungen zu dem, was die gute Martha Grimes davor abgeliefert hat.

Die Jury-Romane leben seit jeher von dem Widerspruch, der zwischen den Welten des Inspektor Jury und des Ex-Adeligen Melrose besteht. Auf der einen Seite ein ruhiger, manchmal introvertiert wirkender Mann, der einfach nicht geheiratet werden will und sich wenn er sich mal verliebt, unbedingt unglücklich verlieben muss. Auf der anderen Seite ebenfalls ein Mann, der einen unglücklichen Liebe hinterherrennt, aber sich dieses nie eingestehen würde und der dafür von Gott mit seiner Tante Agatha gestraft wurde. Hier die rührige Metropole London, auf der anderen Seite ein kleines Kaff, in dem der Buchhändler, der Fleischer und die Kneipe Lebensmittelpunkte sind.

Das von Martha Grimes geschaffene Universum wird von skurilen Gestalten bevölkert, die einen rühren, die einem zum Lachen bringen.

Eigentlich sollte es nicht so sein, aber es ist schön zu hören: Auch diesmal ist eine kleine Nebengeschichte die, die man mit großem Gelächter verfolgen kann. Melrose ist unter die Pferdebesitzer gegangen. Er hat, und das löste bei mir ein schlechtes Gewissen aus, sich darauf verlegt, Dick-Francis-Bücher als Lehrbücher heranzuziehen. Schlechtes Gewissen, weil ich so lange keines von diesen Büchern gelesen habe. Alle gut, keine Frage! Aber neue Romane werden von ihm wohl nicht mehr erscheinen. Wie damals Simenon hat sich Dick Francis entschieden, keine Bücher mehr zu schreiben. (Böse Gerüchte ließen verlauten, die Bücher hätte gar nicht Dick Francis geschrieben sondern seine Frau. Sei es drum: Sie waren und sind gut.) Dermaßen auf das Pferd gekommen, muss Melrose einiges lernen. Unglaublich übrigens auch, dass er sich einen Ziereremieten hat aufschwatzen lassen.

Aber damit sind wir schon bei der Haupthandlung. Auch hier spielen Pferde eine Rolle: Es geht um ein Mödchen, welches spurlos von einer Rennbahn verschwindet und mit ihm auch ein Pferd. Kaum einer in der Familie hat noch Hoffnung, dass sie wieder auftaucht. Aber was für ein Wunder! Tatsächlich steht Nell Ryder eines Tages wieder auf der Matte. Allerdings hat dieses wiederholte Auftauchen einen unangenehmen Nebeneffekt: Mit ihr taucht auf dem Gestüt auch die Leiche einer Frau auf.

Melrose wird eingeschleust, um in der Pferdewirtschafts-Welt als V-Mann zu ermitteln. Da er der Meinung ist, dies könne man nur stilecht mit einem Pferd machen, kauft er zur Verwunderung aller eines. Dass er im Anschluss überhaupt keine Zeit mehr für die Ermittlungen hat, bedachte er dabei nicht. Machte aber auch nichts. Schließlich ist das eigentlich Hirn der Ermittlungen Inspektor Jury und nur der kann zu einer plausiblen Lösung in diesem Fall kommen.

Wie schon erwähnt: Seit langem mal wieder ein Höhepunkt in der Inspektor-Jury-Reihe!